Der Altwürttemberger

Rasseportrait

Charakter
gutmütig, umgänglich, nervenstark bei dennoch lebhaftem Temperament

Größe
155 – 165 cm

Farben
Überwiegend Braune, Rappen und Füchse, selten auch Schimmel

Kopf
Trocken, mittelschwer, ausdrucksvolles Auge

Gebäude
Mittelschwer, genügend Kaliber (Cobtyp), lange Schulter, Kruppe leicht abfallend

Fundament
Trocken, korrekt, harte Hufe

Bewegungsablauf
Raumgreifender Schritt, schwungvoller Trab

Einsatzbereiche
Ideales Freizeit-, Familien-, Kutsch- und Arbeitspferd, ein Kamerad für die Arbeit und die Erholung, auch für therapeutisches Reiten und Voltigieren geeignet

Besondere Merkmale
Gutmütiger Charakter trotz lebhaftem Temperament, nicht schreckhaft, anspruchslos und robust, willig im Geschirr und unter dem Sattel, lange Lebensdauer, leistungsbereit, zugfest und zugwillig.

Bestand
Die Altwürttemberger Stutenpopulation umfasst derzeit 45 Tiere im zuchtfähigen Alter, es stehen 11 Zuchthengste zur Verfügung, um das Erbpotential zu sichern. Der Altwürttemberger steht auf der Roten Liste der bedrohten Nutztierrassen der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) unter extrem gefährdet.

Einsatzgebiete

Ein klares Zuchtprogramm, sein angenehmer und umgänglicher Charakter, sowie seine Leistungsbereitschaft haben den Altwürttemberger als vielseitig verwendbares Nutz- und Freizeitpferd am Wagen und unter dem Sattel wieder bekannt gemacht.

Zwei Altwürttemberger: Sirius Black (von Soran aus der Fedina von Fleiner) - 4 Jahre und Sonnenfels (von Soran aus der Fedina von Fleiner) - 3 Jahre bei der Heuernte

Rassenhistorie

Fast 100 Jahre wurde in Württemberg ein für die harten Bedingungen der Landwirtschaft geeignetes Warmblutpferd mit der Härte des Artillerie-Stangenpferdes gezüchtet. Ein kräftiges, ruhiges, ausdauerndes und anspruchsloses Warmblutpferd war das Ziel. Landstuten mit viel Araberblut und Stuten aus Ostpreußen waren die mütterliche Grundlage. Hengste aus der Normandie formten die Rasse- Der 1888 geborene „Faust“, ein Anglo-Normanne wurde zum Stammvater der Zucht. Durch Inzucht wurde sein Typ in der Population gefestigt.

In wenigen Jahrzehnten entstand so das Württemberger Warmblut als eigenständige, durchgezüchtete Rasse. Es war ein ideales Pferd für die Landwirtschaft. Aufrichtung und Kaliber machten dieses Pferd auch für Kutsche und Sattel interessant. Einst wurden sie werktags vor den Pflug und sonntags vor die Kutsche gespannt. “Herr und Bauer” wurde die Rasse auch deshalb genannt.

Die Faustnachkommen prägten die Landeszucht bis in die 60er Jahre. Hauptzuchtgebiete waren das Württembergische Oberland und Hohenzollern, aber auch die Gegenden um Ludwigsburg, Leonberg, Herrenberg, Esslingen und Göppingen.
Ein Denkmal dieser Rasse war der 1944 geborene Hengst Silcher aus einer edle Stute der Gräflich Rechberg’schen Zucht mit 7 gekörten Hengsten.


Mit zunehmendem Wohlstand in den fünfziger und sechziger Jahren begann dem Käuferwunsch entsprechend die Umzüchtung des Württemberger Warmblutpferdes zum Reitmodell. Ein bewährtes Produkt langjähriger, mühsamer Zuchtarbeit war rasch und schnell ins Abseits geraten.


Im Februar 1988 trafen sich, sozusagen in letzter Minute, Freunde des klassischen Württemberger Warmblutpferdes und gründeten den „Verein zur Erhaltung des Altwürttemberger Pferdes e.V.“. Der Verein hat heute ca. 60 Mitglieder, aktive Züchter und Förderer.

Damals wurden die noch lebenden Stuten mit mindestens 50 Prozent Blutanteil aus der früheren Zucht erfasst. Es waren noch über 150 Tiere. Leider fanden von diesem nur 22 Eingang in die Erhaltungszucht.

Gegenwärtig umfasst die Altwürttemberger Population 45 eingetragene Stuten, denen noch etwa 60 nachgezogene jüngere Stuten zuzurechnen sind. Ein Drittel dieser Tiere weist einen Genanteil des alten Württemberger Warmblutes von mehr als 43 Prozent auf. 12 eingetragene Hengste aus vier verschiedenen Linien stehen der Zucht zur Verfügung. Diese Zahl erscheint in Bezug auf die Zahl der Stuten hoch, ist aber angebracht, um weiteren Genverlust in einer kleinen Population zu vermeiden. Das Tierschutzgesetz sieht hier besondere Regelungen vor, die auch zur Erhaltung des ehemaligen Württemberger Warmblutes Verwendung finden.


Die Basis der zu aktivierenden Zucht waren die langlebigen, fruchtbaren Stuten mit hoher Nutzungsdauer und vor allem mit bester Gesundheit. In den ersten Jahren war die Entwicklung der Population recht mühsam. In den Jahren 1988 bis 1990 wurden nur 10 bis 13 Stuten jährlich gedeckt, zu wenig, um den Bestand zu remontieren. Erfreulich war, dass einige über 20 Jahre alte Stuten noch Fohlen brachten. Schon die ersten Fohlen konnten den für die Rasse festgelegten Brand erhalten: das württembergische Hirschhorn mit drei Zacken.


Auf der Hengstseite sah es zum Beginn der Bemühungen um die Erhaltung der bewährten Pferderasse bereits schlecht aus. Keine reingezogenen Hengste der früheren Zuchtrichtung waren mehr vorhanden. So waren die wenigen mit Altwürttemberger Vorfahren empfohlen, wie der Rappe Abendruf und der Braune Jurist, ein Jugolsohn.


Nach der Wende lag es nahe wegen des Hengstmangels Anleihe bei den Schweren Warmblüter in Moritzburg zumachen. Die ausgewählten Hengste haben sich bislang bewährt, werden aber nur als Zwischenlösung verstanden.


Der Hengst Sorent kennzeichnet den Beginn der neuen Generation. Als erster Altwürttemberger Hengst stand der 1988 geborene Braune, noch aus der reinen Altwürttemberger Stute Solara von Sombrero stammend, im Deckjahr 1992 bereits im Einsatz. Ihn zeichnet eine hervorragende Fruchtbarkeit aus. Seine guten Fohlen zeigen Linie und Kaliber.

Anlässlich der Fohlenschauen beweist die Altwürttemberger Nachzucht, dass sie sich bei mehr Kaliber dennoch im Gangvermögen sehr wohl mit den Fohlen der Reitpferdezucht messen kann.


Zur Einbindung weiterer wertvoller Genanteile können Warmblutstuten mit mindestens 30 Prozent Altwürttemberger Vorfahren zu den Altwürttemberger Hengsten zugelassen werden, ohne dass sie ihren Status in der Reitpferdezucht verlieren.

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